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Donnerstag, 15. Februar 2024

Fuhrpark Upgrade: CRF 300 Rally

 

Der König ist tot! Lang lebe der König!

Der alte TransBalkanExpress und sein Nachfolger
 

Lange habe ich mit mir gekämpft. Während die 2 PS Mehrleistung bei der 2018er CRF nur in Drehzahlbereichen zu spüren waren in denen ich eh nie unterwegs bin, hatte die 300er mit kürzerer Übersetzung, mehr Hubraum und weniger Leergewicht doch einiges mehr zu bieten. Und ABS wollte ich eh schon immer haben.

CRF250L mit großem Tank und Windschild

Aber noch mal eine L mit Tank und Scheibe zur Reiseenduro umbauen oder gleich die Rally kaufen. Geraucht war nichts günstiges zu finden und in 202x noch einen neuen Verbrenner zu war auch nicht das Wahre. Aber als ich dann auf der Suche nach einer 125er für den Sohn einer Freundin im Netz unterwegs war, zeigte die Seite mir dank irgendwelchen alten Cockies auf einmal eine CRF300 Rally: 12 Monate alt, 9000km und sogar mit H&B Satteltaschen inkl. Träger zu einem realistischen Preis.

Nach einem netten Austausch mit dem Vorbesitzer war ich ein paar Wochen später auf dem Weg nach Heidelberg. Den Plan der Überführung auf 2 Rädern musste ich leider kurzfristig verwerfen, ein entzündeter Backenzahn samt seiner Entfernung machte das längere Tragen eines Helmes unmöglich.


Nach kurzer Probefahrt und etwas Papierkram war die Rally auf dem Anhänger verzurrt und ich auf dem Weg nach Hause.

Am nächsten Tag war der Kiefer so weit abgeschwollen, dass zumindest eine kurze Tour zur Glör machbar war. Der Nachbar mit der 250er Rally war mit dabei und nach kurzem Moppedtausch konnten wir beide Erfahren, wie deutlich sich die beiden Motoren von einander unterscheiden.

Am nächsten Tag, auf dem Weg zur Arbeit, dann gleich die 10tkm auf dem Tacho vollgemacht ;-)

Arbeitsweg mit Aussicht
Doch nun zu den Schattenseiten. Der Platz im Moppedschuppen ist endlich und 4 Motorräder passen beim besten Willen nicht rein. Die 250er muss gehen, auch wenn die Tochter ein paar Tage nicht mehr mit mir redet, weil ich "ihre" Karre verkaufen will. Auf der hat sie schließlich fahren gelernt.

Tetris im Moppedschuppen (die Aprilia steht weiter hinten, SO klein ist die nicht)

Also habe ich alle angesprochen, die in den letzten Jahren Interesse angemeldet haben und schon bald stand ein junger Moppedfahrer vor meiner CRF und schaute sie so begeistert an, dass ich gar keine Wahl hatte, sie ihm zu verkaufen. Ich denke, die beiden werden viel miteinander erleben, mein Herz blutet trotzdem. 

Machs gut, kleines tapferes Motorrad. Was haben wir alles erlebt...

 

Inzwischen hab ich noch einige 100km mehr gefahren und kann anfangen ein bischen auf die Unterschiede zwischen den beiden Schwestermodellen einzugehen.

Motor:

Die 250er war eine MD38 von 2012 mit  17 kW (23 PS) bei 8500 U/min und 22 Nm bei 7000 U/min. Wer fließig schaltet kann damit flott unterwegs sein, beim Endurowandern fehlt nichts, lediglich überholen bergauf will gut geplant sein. 

Hier punktet der 300er Motor gewaltig mit 27,3 PS bei 8.500 U/min und 26,6 Nm bei 6.500 U/min. Über den Daumen sind das jeweils 20% mehr. Zusätzlich liegt das maximale Drehmoment nicht nur 500 U/min früher an, sondern ist dank kürzerer Übersetzung der ersten 5 Gänge auch bei niedrigen Geschwindigkeiten früher erreicht. Der 6. Gang ist länger übersetzt, was zwar zu niedrigen Drehzahlen auf der Autobahn führt, an Steigungen aber der Übergang vom 5. zum 6. nicht passt.

Die Verbrauchsanzeige ermittelt zwischen 2,7 und 3l auf 100km nachgerechnet komme ich auf 2,9 bis 3l bei zügiger Fahrweise.

Gewicht:

Die 250er kam mit 7,7l Sprit auf ein Gewicht von 144kg, nach der Umrüstung auf den leichten Acerbis 12,5l Tank kam ich beim Nachwiegen auf vollgetankte 146kg. 

Die 300er Rally ist mit 153kg inkl. 12,8l Sprit angegeben. Durch den großen Stahltank fühlt sich der Schwerpunkt aber höher an, was sich bei langsamer Fahrt in Schlamm und Geröll auf dem TET bestimmt negativ auswirkt.

Wenn die Wege schlecht werden, zählt jedes Kilo

Ergonomie:

Die Sitzbank der Rally ist ca. 1cm dicker als bei der 250er und 300er L. Das erhöht den Sitzkomfort deutlich, auf das Schafsfell werde ich auf Reisen trotzdem nicht verzichten. Auch der Kniewinkel ist mit meinen ca. 1,8m angenehmer, ich sitze jetzt weiter vorne, während ich bei der L ziemlich weit hinten gesessen habe.

Die Sitzbänke im Vergleich
Die Sitzhöhe ist von 875mm auf 885mm gestiegen, wenn ich die einzelnen Änderungen addiere müssen es aber mehr sein (vorn +10mm Federweg + ca. 8mm größerer Reifendurchmesser, hinten +20mm Federweg, 1cm dickere Sitzbank), ich stehe definitiv nicht mehr so sicher wie bei der 250er. Damit die Tochter überhaupt mit beiden Füßen auf den Boden kommt, habe ich die Gabel vorne ca. 15mm durchgeschoben.

Auf der 250er hatte ich eine 30mm Lenkererhöhung verbaut, bei der Rally werde ich wahrscheinlich mit weniger auskommen. Ich bestelle mir wieder einen Universalkit bei dem ich die Höhe in 5mm Schritten zwischen 20 und 40mm verstellen kann.

Fahrwerk:

Mit der 300er Rally vergrößern sich die Federwege von 250mm vorn und 240mm hinten auf jeweils 260mm. Die Bodenfreiheit steigt von 255mm auf 275mm.

Das Fahrwerk ist sehr weich und komfortabel abgestimmt. Besonders das ProLink Federbein wirkt etwas zu wenig gedämpft. Mit meinen 80kg fahrfertigem Körpergewicht passt es aber super. Auf Strecken, auf denen es mich auf der straffer abgestimmten 250er mächtig durchgeschüttelt hat und ein Rad auch schon mal abgehoben hat, bügelt die Rally alles weg ohne nachzuschwingen. Bei sehr langen Bodenwellen und höheren Geschwindigkeiten wippt das Heck evtl 1x nach. Bei meiner Probefahrt mit der 300er L in Albanien hat sich das deutlich schlimmer angefühlt, aber da war das Heck auch extrem überladen. Im Mai geht es mit Gepäck für 2 Wochen auf den TET in Ungarn, dann kann ich testen, ob ich mir ein einstellbares Federbein gönne. Mit Gepäck oder Beifahrer auf deutschen Straßen hab ich bisher keine Auffälligkeiten gehabt.

Lange Federwege und viel Bodenfreiheit

Auf dem Seitenständer federt die Rally so weit aus, dass ich alter Mann manchmal kaum weiß, wie ich da rauf kommen soll. Das war schon bei der 250er viel, aber jetzt noch mal mehr.

Beleuchtung:

Der Scheinwerfer der 250er hatte mich im Vergleich zum 23 Jahre älteren Scheinwerfer ja schon begeistert. Aber der LED Scheinwerfer der Rally ist der Hammer, das Abblendlicht leuchtet hervorragend den Nahbereich aus, das Fernlicht den Rest. Eine Offenbarung, wenn man vorher nur Moppeds hatte, die entweder Abblendlicht oder -fernlicht liefern. Das die Rally eine Warnblinkanlage hat, habe ich erst bemerkt, als mich jemand fragte, wofür der Schalter ist.

 

Display:

Den Drehzahlmesser habe ich bei der 250er öfter vermisst. Den habe ich jetzt zusammen mit Ganganzeige, Verbrauchsanzeige und noch einigem mehr. Alles nicht überlebenswichtig, aber wenn es da ist wird es auch genutzt.

Verkleidung:

Ein Windschild hatte  ich ja bei der 250er für die kalte Jahreszeit nachgerüstet. Und auch die Verkleidung der Rally schützt gut vor Fahrtwind und Regen. Bis knapp oberhalb des Helmvisiers und auch an den Schultern herscht Windstille, die Verwirbelungen sind relativ harmlos. Muss nur noch sehen, ob ich die Scheibe im Sommer abbaue um den maximalen Fahrtwind am Köper zu spüren.

Genial ist aber auch die Möglichkeithinter der Scheibe ein Navi zu montieren oberhalb des Tachos lässt es sich gefahrloser ablesen als bei einer Montage am Lenker.

Ausblick:

Jetzt beginnt die große  Umbauphase. 

Eine USB Dose ist bereits verbaut, ich will aber auch noch eine Standart 12V Steckdose als Backup.

Gepäckträger ist bereits montiert, war aber noch etwas Feinarbeit nötig, da die Kofferträger den Bauraum einschränken. Die Satteltaschen machen einen super Eindruck, bin gespannt, wie sich das auf dem TET in Ungarn bewären wird.

Die Satteltaschen sitzen fest am Kofferträger
 
Handprotektoren und Heizgriffe sind montiert, hab wegen der guten Erfahrungen mit der 250er wieder Oxford und Polysport genommen

Sturzbügel und Motoschutz habe ich aus der Türkey bestellt, Verkleidung und Kühler sollten so jeden Sturz überstehen können.


 Der Kettenöler ist von der 250er auf die Rally gewandert, aber noch nicht el. versorgt.

K&N Luftfilter ist heute angekommen. Bin gespannt, ob sich der Drehmomentverlauf genauso positv verändert wie bei der 250er .

 


























 



 

Mittwoch, 28. April 2021

So weit die Räder tragen: 170.000km mit der Transalp

So weit die Räder tragen: 170.000km mit der Transalp

Montag habe ich K1 von der Nachtfahrt-Fahrstunde abgeholt. Und während ich auf der Transalp in den Nachthimmel reite springt der Tacho auf die 170tkm.

 


Die 150tkm habe ich 2016 im heftigen Hagelschauer in den Bergen von Montenegro vollgemacht, diesmal ist es etwas unspektakulärer.

Auf dem Rückweg halten wir noch an einem Aussichtspunkt in unserem Dorf und genießen die Fernsicht mit Blick über das komplette Ruhrgebiet im Norden während der Vollmond eindrucksvoll über dem Horizont aufgeht. Hätte ich das auf dem Schirm gehabt, hätte ich die Kamera mitgenommen. So muss die Handyknipse reichen.


 

Ich zeige noch mal kurz den Effekt von Fern und Ablendlicht, dann müssen wir los, um pünklich zur Ausgangssperre zu Hause zu sein. Besondere Zeiten. 

Am nächsten morgen fahre ich dann über die Höhen des Sauerlands zur Arbeit. Die Sonne steht auch schon so früh hoch am Himmel und vertreibt den Frost von den Grashalmen. Nur im Schatten glitzert es noch weiß. Heute habe ich meine Drohne dabei, die mich hoffentlich bald auf meinen Reisen begleiten wird.


Nach 26 Jahren und 152.000 selbstgefahrenen Kilometern vom Polarkreis bis zum Mittelmeer, von den Westalpen bis an die Grenzen der Ukraine und Albaniens fahre ich die Transalp immer noch mit Begeisterung. Ich freue mich auf viele weitere schöne Fahrten. Auch wenn ich für die richtigen Abenteuerreisen inzwischen die kleine CRF benutze.

Samstag, 27. März 2021

Die Zeit der langen Schatten

Die Zeit der langen Schatten: 

Hunting the light 12

Nicht viel los hier im Blog. Ohne Reisevor und Nachbereitung gibt es wenig zu erzählen.

Aber Mopped wird trotzdem Gefahren. Und seit März auch wieder mit beiden...


Gleich am ersten März alle wichtigen Besprechungen auf den Vormittag gelegt und pünktlich Feierabend gemacht. Währemd an schattigen Stellen der letzte Schnee taut, noch schnell die letzten Sonnenstrahlen mitnehmen...

... bevor die Sonne dann auch schon wieder untergeht.

Und auch auf dem Rückweg vom Wochendausflug zeichnet die Sonne durchgehend ein Motorradpiktogramm vor oder neben mir auf die Straße. Gar nicht so einfach, ein Bild ohne den eigenen Schatten zu machen.

Und auch die CRF wurde bewegt, nachdem ich einen weiteren CRF-Fahrer in der Nachbarschaft kennen gelernt habe, sind wir inzwischen auch mal ein paar Runden gefahren.

 

 

 

 

 

 



 Und weil wir dabei so viel über unsere Moppeds quatschen, ist es meist dunkel, wenn wir nach Hause kommen. Aber die Tage werden jetzt ja rasant länger.

Nachdem das Wetter heute mit Sturmböen, Donner, Schnee und Graupel ein wares Feuerwerk abgebrannt hat, klart es zum Nachmittag auf, und ich kann noch ein wenig fahren.
Frische Pfützen, Wolken und sauberer Himmel. Da geht was.
Auch um halb sieben ist die Sonne noch nicht unter gegangen.
Zeit fürs Abendbrot im Abendrot

Mehr Bilder gibt es hier...

Hunting the light 11

Hunting the light 10

Hunting the light 9




Freitag, 22. Januar 2021

Lagerkoller: Feierabendrunde im Winter

 Lagerkoller: Feierabendrunde im Winter

 

Als gestern Mittag nach vielen dunklen Tagen die Sonne raus kam, reifte der Entschluss, mal pünktlich Feierabend und das letzte Licht des Tages zu nutzen. 

Bis das letzte Telefonat beendet ist, ist es 17 Uhr und die Sonne untergegangen. Aber ich muss mal raus. Also aufs Mopped. Hat ja nen Scheinwerfer. Und Heizgriffe.

Je höher es geht, um so mehr Schneereste liegen am Waldrand. Und auf den Wiesen verwesen die Reste der Schneemänner, die die Touristen aus dem Ruhrgebiet am letzten Wochenende überall gebaut haben.

Der Sturm der letzten Nacht hat etwas abgeflaut, aber auf den Bergrücken zerrt der Wind noch kräftig am Mopped.

Die Holztransporter haben die Nebenstraßen teilweise stark verdreckt, in manchen Kehren fängt die CRF an zu driften. Und die Schotterzufahrt zum Wanderparkplatz ist teilweise tief verschlammt.

Auf dem Weg nach Hause freue ich mich über den guten Scheinwerfer der CRF, der dabei hilft, im Dämmerlicht die rutschigen Stellen auf der Straße zu erkennen.

Nach 45 Minuten Kurzurlaub komme ich deutlich entspannter zu Hause an. Obwohl ich eigentlich nur durch diverse Grautöne gefahren bin und die Temperaturen wieder auf knapp über Null gefallen sind.

Wieviel Dreck ich mit der Hose ins Haus geschleppt habe, seh ich erst am nächsten Tag bei Licht.


Heute habe ich es rechtzeitig geschafft. Fast 50 Minuten bis Sonnenuntergang. Also schnell Tanken und dann auf kleinsten Landstraßen durch die heimischen Berge.

Oben bei den Windrädern sind wieder riesige Pfützen, die zu einem Fotostopp einladen. Gut, dass die Stiefel wasserdicht sind.

Und je tiefer die Sonne sinkt, um so toller wird das Licht.

Und da hinten sind noch größere Pfützen


Heute weniger Wind und kaum Wellen auf den Wasserflächen.

Der Parkplatz wird zur Seenlandschaft.

Also Fotos bis die Finger absterben.


 
Dann geht es nach Hause, im Tal zieht schon der Nebel auf und ich muss mit offenem Visier fahren. Kalt aber erfrischend. Kurz vor zu Hause ein Blick zurück zu den Windrädern mit ihren Pfützen.
Beim letzten Fotostop werde ich von einem Spaziergänger angesprochen, der ebenfalls eine 250er CRF fährt. Und das im Nachbardorf, prima. Nach dem wir "5 Minuten" über unsere tollen Moppeds gesprochen haben ist die Sonne plötzlich weg. Also Motor an und schnell nach Hause.